So, damit ihr auch wisst, was ihr boykottieren/befürworten sollt, gibt es jetzt einen Lesehappen in XXL von meinem neuen Projekt. Kommentare aller Art sind erwünscht. 🙂
Tag 1
„Wir sind da.“ Der Taxifahrer hielt vor einer Bausünde der Ära ‚praktisch, billig, gut’. In diesem riesigen Gebäude gab es ein Zimmerchen, das auf Nils wartete. War es nicht vollkommen egal, wie trostlos es von außen aussah? Er bezahlte rasch den Fahrer, hievte seinen Trolley aus dem Kofferraum und suchte auf den gefühlt zehntausend Klingelschildern den Namen seiner Vermieterin. Huberti, S., gab es zum Glück nur einmal. Nils klingelte aufgeregt.
Sofort ertönte der Summer und eine Frauenstimme quäkte aus dem Lautsprecher: „Siebter Stock.“
Was Nils bereits wusste. Zimmer 14 im siebten Stock, das war seine Studentenbude.
Der Fahrstuhl funktionierte tadellos. Mit dem Gefühl, an der Eroberung einer neuen Welt teilzunehmen, wartete Nils ungeduldig, bis er endlich oben ankam. Endlich durfte er eigenständig sein!
Eine dicke alte Frau mit blondierter Dauerwellenfrisur stand vor der Tür mit dem Schild „14“. Sie stank so eklig nach Zigaretten, dass Nils unwillkürlich die Luft anhielt, als er ihr die Hand schüttelte.
„Herr … äh … Leven, richtig?“ Sie kramte einen Zettel aus der gestärkten weißen Schürzentasche.
„Jäger. Nils Jäger ist mein Name. Ich habe bei Ihnen die Nummer 14 gemietet.“
Leichte Unruhe machte sich breit und wuchs an, als Frau Huberti stirnrunzelnd in ihren Papieren blätterte.
Rasch nahm Nils seinen Rucksack ab und zog den Mietvertrag hervor.
„Schauen Sie hier, mit Unterschrift und allem.“
„Dat is’ ja man merkwürdig“, murmelte sie und starrte auf den Vertrag. „Meine Unterschrift, ja ja …“
Der Fahrstuhl plinkte, die Tür öffnete sich. Ein junger Mann stieg aus, bewaffnet mit einem großen Koffer. Nils hatte kaum Zeit, sein Äußeres wahrzunehmen – groß, athletisch, blonde Haare, dunkle Augen, blaue Jeans, weißer Pulli – da war er auch schon bei ihnen.
„Frau Huberti? Mein Name ist Oliver Leven, wir waren verabredet. Ich habe die Nummer 14 gemietet.“
„Na, dat is ja man echt merkwürdig!“, murmelte sie und blickte zwischen Nils und Oliver hin und her. „Da is’ man irgendwat schiefgelaufen.“
Nils lehnte trübsinnig an der Wand, während Oliver sich ein hitziges Wortgefecht mit der Vermieterin lieferte. Das Zimmer war hell und wirkte so freundlich, wie es bei sparsamer Ikeamöblierung und giftgrünem PVC-Boden eben möglich war. Auf großzügigen zwanzig Quadratmetern gab es ein Bett, einen Schreibtisch und eine etwas wacklig wirkende Kommode. Das Gemeinschaftsbad befand sich genauso auf dem Flur wie die Gemeinschaftsküche. Alles war sauber und ausreichend. Ein Studentenwohnheim der besseren Sorte eben.
„Jungs, tut mir echt leid, keine Ahnung, wat da schief gegangen is’“, sagte Frau Huberti. „Problem is’ nu’: Dat Haus is’ voll. Bis zur letzten Besenkammer. Is’ der Mist mit den doppelten Abiturjahrgängen.“
„Und jetzt?“, fragte Nils frustriert. „Ich kann nicht nach Hause zurück, das ist über zweihundert Kilometer von hier!“
„Bei mir sind es fünfhundertachtundachtzig“, fuhr Oliver dazwischen.
Die Vermieterin kratzte sich ratlos durch die blonden Locken.
„Passt auf, Jungs. Ich hab noch’n Feldbett, dat passt schon. `s springen immer welche in den ersten Wochen ab, die dachten, studieren is’ wat mit Dauerparty und Ferien ohne Ende. Ein, zwei Wochen, dann wird garantiert `ne Bude frei. Okay? Zum Ausgleich kriegt ihr beide die Hälfte eurer Vorauszahlung wieder.“
Sie strahlte und klatschte zufrieden in die Hände. „Ihr zwei Hübschen vertragt euch, oder? Ich hol schon mal dat Feldbett.“
Sprach’s und ließ sie beide einfach stehen. Nils seufzte innerlich. Das war wirklich kein vielversprechender Start. Aber die Welt würde nicht untergehen und für ein paar Wochen würde er auch mit einem ungeplanten Zimmernachbarn klarkommen. Er wandte den Kopf, um Oliver anzusehen und schrak zusammen: Sein Schicksalsgenosse starrte ihn mit finsterster Miene an.
„Das Zimmer gehört mir!“, knurrte Oliver drohend. „Damit das klar ist. Du wirst ausziehen. Am besten jetzt sofort.“
Verdutzt über so viel Feindseligkeit fand Nils keine Worte. Der Typ tickte wohl nicht ganz sauber!
„So, ihr beiden, hier is’ dat gute Stück. Habt ihr schon klar, wer’s nimmt? Na, egal, kommt man mit, ich zeig euch alles. Und schaut, ich hab zwei Schlüssel für dat Zimmerchen, dat Problem is’ auch gelöst.“
Während des gesamten Rundgangs, von den Briefkästen zu ihrem Büro, wo sie tagsüber für Sorgen aller Art erreichbar war, zum Hauswirtschaftsraum mit Münzwaschautomaten und zurück zum Zimmer sprach Oliver kein Wort. Dafür plapperte Frau Huberti umso mehr und schien blind für die gereizte Stimmung und die zornigen Blicke zu sein, die der seltsame Kerl unablässig in Nils’ Richtung warf. Das zugesagte Geld bekamen sie direkt bar in die Finger gedrückt, „Damit dat nich’ auch noch inne Binsen geht!“. Eine Flutwelle von Ge- und Verboten ging über sie nieder. Man durfte nicht im Gebäude rauchen, nach 22.00 Uhr keinen Besuch mehr empfangen – „Dat muss ich so sagen, treibt’s einfach nich’ zu bunt, Jungs, klar?“ – auf den Zimmern nichts kochen, in der Gemeinschaftsküche immer alles aufgeräumt zurücklassen und aus dem Kühlschrank nichts holen, was man nicht selbst hineingestellt hatte, und so weiter, es nahm kein Ende.
Irgendwann aber waren sie dann doch erlöst. Frau Huberti schüttelte ihnen die Hände, mahnte sie, immer sauber zu bleiben und ließ sie mit einem fröhlichen: „So, freundet euch man nett an, Jungs!“ alleine.
„Nicht, bevor die Hölle gefriert!“, knurrte Oliver, sobald sie außer Hörweite war und nahm das Bett in Beschlag. Nils hätte schreien können. Wenn so ein dummer Fehler schon passieren musste, hätte es nicht wenigstens mit einem freundlicheren Menschen sein können?
Oliver betrachtete den mutlosen Gesichtsausdruck des Jungen. Der Kleine war neunzehn, höchstens. Also etwa vier Jahre jünger als er selbst. Zum ersten Mal fern der Heimat. Das würde vermutlich leichter werden als befürchtet, den Knaben vor die Tür zu ekeln. Zu lange und zu hart hatte Oliver für diese Chance hier gekämpft. Er wollte keine Fremden in dem bisschen Freiraum, der ihm, und nur ihm allein gehören sollte. Himmel, der Kleine heulte wahrscheinlich nachts Rotz und Wasser nach seiner Mami! Er wirkte jedenfalls, als wollte er jetzt schon losheulen, als er begann, das Feldbett aufzustellen und sich mit der Bettwäsche abzuquälen, die Frau Huberti ihm gegeben hatte. Mit seinen geschätzt 1,80 m war er nicht wirklich klein, aber er hatte etwas an sich, das ihn kleiner erscheinen ließ. Schlank war er und offenbar erkältet. Er hustete jedenfalls viel. Nun gut, zumindest hatte Oliver keine nervtötende Modepuppe erwischt. Das hellblonde Haar war nichtssagend geschnitten, kurze pflegeleichte Standardfrisur. Die Klamotten waren sauber, zweckmäßig, keine Markenware. Jemand, der zu viel plapperte war er auch nicht. Er machte den Eindruck, als würde er Ärger aus dem Weg gehen, wo er konnte.
Der macht mir keinen Kummer, da wette ich! Zwei Tage und der rennt heim zu Mutti und Vati.
Und was, wenn nicht? Wenn Frau Huberti kein Zimmer frei bekam?
Oliver überlegte, ob man die Dinge beschleunigen könnte.
Sollte kein Problem sein …
Nils hatte aus dem abweisenden Blick seines Zimmergefährten geschlossen, dass er sich von Schreibtisch und Kommode fernzuhalten habe. Darum stapelte er seine Bücher und Lernmaterialen schön ordentlich neben seinem Feldbett. Die Klamotten beließ er im Koffer, das war am einfachsten. Hoffentlich würde wirklich schnell jemand abspringen … Und hoffentlich war die Warteliste derjenigen, die sehr dringend ein Zimmer brauchten, nicht zu lang. Nils studierte bereits im 2. Semester an dieser Uni, das erste halbe Jahr hatte er bei seiner Schwester gewohnt. Da Marina hochschwanger war und ihr Freund nun dauerhaft zu ihr ziehen wollte, gab es keinen Platz mehr für ihn in der kleinen Drei-Zimmer-Wohnung. Er hatte sich vor über einem Jahr für eine Unterkunft im Wohnheim angemeldet und war so froh gewesen, als der ersehnte Bescheid gekommen war. Marina war eine tolle große Schwester, trotzdem war Nils glücklich, dass er endlich auf eigenen Füßen stehen durfte. Das würde er sich von niemandem nehmen lassen, auch nicht von einem mies gelaunten Spinner, der glaubte, die ganze Welt müsse ihm gehören!
„Hey!“, sagte Oliver in diesem Moment. „Wie wäre es mit einem Wettkampf, Kleiner? Ich will meine Privatsphäre mit keinem teilen und mit etwas Pech dauert es zu lange, bis die Huberti einen Ersatz frei hat.“
Nils grummelte irgendetwas Zustimmendes. Eigentlich wollte er nicht an diese Frau denken, beziehungsweise an die Zigarettenqualmwolke, die sie umgeben hatten. Er hatte gerade erst aufgehört, ständig husten zu müssen.
„Wie sieht’s aus? Jeder darf alles tun, um den anderen in die Flucht zu schlagen. Und mit alles meine ich ALLES. Ausgenommen Sachbeschädigung, irgendwas, das gefährlich ausgehen könnte und Körperverletzung. Dreißig Tage lang. Wenn danach keiner von uns das Feld geräumt hat, schließen wir Waffenruhe, bis du eine andere Bude gefunden hast.“
Sprachlos schaute Nils zu ihm hoch. Der Kerl war nicht nur mies gelaunt, sondern eindeutig krank im Kopf.
„Danke, kein Bedarf“, erwiderte er schließlich. „Ich gehe davon aus, dass sich die Sache auch so regeln wird.“
„Zu feige für ein Spiel mit überblickbarem Risiko?“ Oliver schnaubte verächtlich. „Dachte ich mir schon.“
„Das ist kein Spiel, sondern Unfug“, murmelte Nils.
„So. Du meinst also, ich rede Unfug, ja?“ Mit verschränkten Armen baute Oliver sich bedrohlich vor ihm auf. Nils blickte nervös zur Tür. Der Fluchtweg war ihm verbaut. Zwar glaubte er nicht, dass der Kerl ihn ernstlich verprügeln wollte, andererseits konnte er sich da nicht sicher sein.
„Ich habe dir eine Frage gestellt.“ Olivers Stimme wurde leise und kalt. Pure Aggression sprach aus seinem Blick und seiner Körperhaltung.
„Ich – nein, nein, das hab ich nicht gemeint.“ Beschämt darüber, wie leicht er sich einschüchtern ließ, starrte Nils zu Boden. Konnte der blöde Idiot ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
„Dann stimmst du also zu?“
„Was?“
„Dumm ist er auch noch. Meinem Vorschlag natürlich!“ Seine Miene machte deutlich, dass Oliver ein nein nicht akzeptieren würde. Das konnte noch heiter werden …
„Keine Gewalt, keine Zerstörung, nichts Gefährliches?“, vergewisserte sich Nils noch einmal. Was blieb da eigentlich übrig, um jemandem das Leben schwer zu machen?
„So ist es. Wer absichtlich etwas zerstört oder solch potentiell gefährliche Unfeinheiten wie Juckpulver bemüht, zieht direkt aus.“
„Okay.“ Nils zuckte hilflos die Schultern. Eigentlich wollte er nur seine Ruhe haben.
Irgendetwas an Olivers zufriedenem Lächeln sagte ihm allerdings, dass er sich von jedem Gedanken an Ruhe für die nächste Zeit verabschieden konnte …
oh ja, bitte bitte schreib weiter, das kann ja nur klappen, ich freu mich schon drauf
Das musst du auf jeden Fall zu Ende schreiben…das klingt äußerst vielversprechend =)
Ihr macht es mir echt nicht leicht … Ich werde das Geschichtchen auf jeden Fall beenden, die Studis würden mich sonst irre machen. Es ging ja nur darum, ob ich die beiden anschließend auch auf die Menschheit loslassen kann. Nicht jedes Skript ist tauglich, veröffentlicht zu werden.
Na ja. Ich beende es erst einmal. Das Gute an eBook-Veröffentlichungen ist, dass man sie mit einem Klick rückgängig machen kann, wenn es gar zu viel Schelte von den Lesern gibt. ^^
Räusper!
sprich, wir müssen luchig sein ^^ und schnell zuschlagen, bevor du die chance hast irgend etwas rückgängig zu machen ^^
Man müsste beim großen „A“ einen Kaufalarm einrichten können, der einen sofort mit E-Mails bombadiert, sobald das ersehnte Machwerk zu haben ist =)
Sag mal welche Laus ist Oliver denn da über die Leber gelaufen – der mag sich ja glaube ich nicht mal selbst geschweige denn seine Umwelt? Bitte unbedingt weiterschreiben. Ich will wissen wie es mit den Jungs weitergeht – und was sich da in Olivers verdrehten Gedanken abspielt.
Lg
Petra
Yoah.
Ich hab’s vorerst beendet.
Und angefangen, ein Cover zu basteln.
Überarbeiten muss ich es noch.
Und versuchen, damit glücklich zu werden. Oder wenigstens zufrieden …
jupi, jupi, soll das ewtl. heisen, das wir noch einen kleinen osterhasen von dir bekommen ^^ (vorzugsweise aus papier und nicht aus schoki 😉 )
oder besser in elektronischen daten *GG*
Ich habe 30 Tage durchgelesen und ich kann euch nur sagen:
Whow!
Da kommt etwas sehr Spannendes auf euch zu 🙂
Also ich mag den Lesehappen sehr, sehr gerne. Macht hungrig auf mehr. Und das gute ist, dass ich meinen Hunger gleich stillen gehen kann. 😉