Fragen und Antworten zu „Nayidenmond“

Besser spät als nie: Auch zum Nayidenmond darf gefragt werden. 🙂

– Hab jetzt schon mal vorgelegt … ^^

6 Kommentare zu “Fragen und Antworten zu „Nayidenmond“”

  1. Sandra sagt:

    Auch, wenn ich jetzt nicht gefragt wurde:
    In einer Rezension hat jemand geschrieben, dass es unlogisch ist, wenn niemand außer Iyen erkennt, dass Rouvens Augenfarbe etwas mit den Prophezeiungen des Ebano zu tun haben muss, denn die sind doch weithin bekannt.

    Nun: Selbstverständlich habe ich mir Nostradamus als Vorbild genommen. So ziemlich jeder kennt ihn. Der hat doch das 3. Reich prophezeit, und Panzer, und dass zur 2. Jahrtausendwende die Welt untergeht. Oder so. Oder?

    Nehmen wir mal Nostradamus‘ berühmtesten Vers, der angeblich den Tod des Heinrich II. prophezeit:

    „žDer junge Löwe wird den alten besiegen,
    Auf dem Schlachtfeld in einem einzigen Duell:
    Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen,
    Zwei Flotten/Armeen einig, dann wird er einen grausamen Tod sterben.“

    Ich spare mir Interpretationen darüber, inwieweit das tatsächlich eine „korrekte“ Prophezeiung gewesen ist.
    Nehmen wir mal an, Heinrich II. ist gemeint und diesen Vers hätte es bereits 500 Jahre vor seinem tragischen Ende gegeben. Wie wahrscheinlich ist es, dass seine Berater und Hofastrologen etc. sich genau diese Zeilen ausgesucht hätten, unter den tausenden anderen Versen, um Heinrich zu raten, niemals an einem Lanzenturnier teilzunehmen?

    Nun noch einmal Ebanos Prophezeiung:

    “žIm achten Monat der zweiten Dekade der Herrschaft des Königs findet sich zweimal die Gelegenheit, die Zukunft zu entschleiern.
    Finde den zweiten Sohn der achten Frau. Seine Augen werden ihn verraten, schimmernd wie Juwelen aus grünem Licht. Sie werden dem Weisen erzählen, was das Morgen noch bringt.

    Die Zeit dafür ist gekommen, wenn die Fischerin sich hinter dem Mundschenk verbirgt und der Mond sich in grüne Gewänder verhüllt. Acht Tage wird dies währen, zweimal, vergiss das nicht.
    Es ist die Zeit des Nayidenmonds, wenn die Welten sich berühren.

    Im Tal der Nayiden liegt die Quelle der Macht und das Tor zwischen dem Hier und dem Jenseits. Dort opfere das Kind mit den Augen aus Flammen der Sicht. Wenn sein Blut in die Quelle rinnt, den Nayiden zum Trank, wirst du dort gespiegelt sehen deine Zukunft, bis zu dem letzten Jahr, das der Himmelsherr dem Kind als Lebenszeit schenkte. Du wirst wissen, was dich erwartet und jene, die noch nach dir folgen.“

    Rouvens Augenfarbe beschreibe ich als zwar auffallend grün, aber nicht so, als wäre er der einzige Mensch mit grünen Augen. In seiner Welt gibt Könige wie Sand am Meer, Ebano hat nicht von einem „Großkönig“ gesprochen. Dass diese Könige acht und mehr Frauen haben ist auch normal, und 2. Söhne sowieso. Da der gute Ebano mehr als 5000 Verse hinterlassen hat, die sich noch nicht einmal reimen und, großzügig gesagt, „wirr“ sind, wie wahrscheinlich ist es, dass reihenweise Leute erkennen, was damit gemeint ist? Dass speziell Rouven gemeint ist? Oder dass dieser einzelne Vers in irgendeiner Hinsicht bedeutsam aus Ebanos Werk herausragt?

    Iyen hat, nachdem er den entscheidenden Tipp erhielt, es mal bei Ebanos Weissagungen zu versuchen, noch drei Jahre gebraucht, um den passenden Spruch zu finden. Man könnte das als mangelndes Talent seinerseits interpretieren, aber er hat „halb verfallene Wachs- und Steintafeln“ aus staubigen Gängen klauben und unzähligen Menschen Gewalt androhen wie antun müssen, bis er den entscheidenden Vers gefunden hatte. Man beachte: Dies ist eine antike, keine mittelalterliche Welt, und den Buchdruck hat noch niemand erfunden. Auch Papyrus o.ä. ist nicht üblich! Rouven hatte einfach Pech gehabt, dass dieser Vers bereits zu seiner Geburt bei den falschen Leuten etwas zum Klingen brachte …

    Ich meine: Selbst mit genauen Zahlenangaben sind Ebanos Aussagen schwer zu verstehen. Etwa im 5. Kapitel:

    “žIm 8. Monat des Jahres, das zum 26. Mal dem Griff zur Krone folgt, wird der Mann, der sucht, was er liebt, finden, was er fürchtet, und es wird ihm den Weg in die Zukunft weisen.“

    Ich habe die Verse so ausgesucht, dass sie Hinweise auf den Inhalt des jeweiligen Kapitels geben sollen (was, zugegebenermaßen erfordern würde, dass man sich das Buch 3, 4 Mal antun muss, um die Feinheiten zu erkennen …). Dieser Spruch könnte sich insgesamt auf 5 Männer beziehen:
    Rouven, Iyen, Barlev, Tarrin, Rilon.
    Barlev und Tarrin sind weniger wahrscheinlich, bleiben drei. Und, wer ist es? 😀

    Den hier liebe ich sehr, er stammt nicht aus Ebanos Prophezeiungen, sondern aus „Allerlei Sternengebilde“, ist aber eine seiner eindeutig richtigen Weissagungen:

    “žWenn die große Eule schweigt und die Schlange ruht, findest du Trost im Angesicht des Kriegers. Denn einer ist allein und die Nebel enthüllen den Traum.“

    Im Gegensatz zu Nostradamus, der nach heutigem Wissensstand Null Ahnung von Astrologie hatte, verstand Ebano zumindest dieses Handwerk perfekt. 🙂 Darum darf Iyen sich auch noch auf der gleichen Seite darüber wundern, dass das Licht des Nayidenmondes drei Sterne verdeckt, die sonst den „Schnabel“ des Sternbildes der Eule bilden.

    So, genug geschwafelt. Ich bin jedenfalls der Ansicht, dass ich in diesem Fall keinen Logikfehler begangen habe.
    Gegendiskussion ist erlaubt. 🙂

  2. Sandra sagt:

    Wo wir gerade beim Thema Logik sind:

    Die schwierigste Szene in diesem Buch ist der Moment, als Jarne beschließt, dass Rouven die Reise nicht überleben wird. Diese Stelle und alles, was unmittelbar anschließt – also von der Vergewaltigung/Folter hin zu Iyen, der nicht weiß, dass er von Mitgefühl geplagt wird bis zu dem Moment, in dem Iyen sich wandelt – habe ich insgesamt sechs Mal komplett umgeschrieben und ca. hundert Mal überarbeitet.
    Um überzeugend darzustellen, warum drei Männer auf eben diese Weise handeln, Einblick in ihre fremdartige Kultur, Denkweise und Erlebenswelt zu geben, die allesamt nichts mit unserem heutigen Dasein zu tun haben, musste ich wirklich lange mit Adjektiven, Andeutungen und tiefenpsychologischen Erkenntnissen jonglieren. Die Szenerie sollte spannend bleiben, flüssig lesbar, erschreckend, ohne Alpträume zu verursachen. Schon allein deshalb bleibe ich die ganze Zeit in Iyens Perspektive. Dass er so lange braucht, bis er eingreift, war besonders schwierig zu erläutern. Dies ist seine Schlüsselszene. Während Rouvens Welt zerbricht, öffnet sich für Iyen ein Tor zu einer besseren Welt. Rouven hat weder Einfluss noch Kontrolle über das, was ihm angetan wird, während Iyen sich entscheiden muss, ob er den Sprung in ein ungewisses neues Leben wagen soll.
    Iyen kann nur Vermutungen darüber anstellen, warum seine Kampfgefährten so handeln.
    Dass ist der Punkt, den einige Leute als unlogisch empfinden. Warum macht Jarne so etwas, wenn Rouven doch anschließend sogar noch die Folter überlebt? Der Kleine hätte die Entführung sicherlich überstanden, hätte man ihn in Ruhe gelassen!

    – Ja. Absolut ja: Rouven hätte überlebt.
    Aber Jarne ist kein Heiler. Wir werden täglich mit Krankenhausserien, Reportagen über Seuchen, Krankheiten und traumatischen Verletzungen sowie Büchern und Zeitungsberichten über allerlei medizinisches versorgt. Jarne lebt in einer Welt, in der selbst unter besten Bedingungen ein einzelner Kratzer tödlich enden kann. Er hat einen Jungen gesehen, der ko… musste, bis er nur noch Blut spucken konnte. Der schlaff und wimmernd in Iyens Armen hing. Den sie tagelang hätten hätscheln müssen, um ihn lebendig und pünktlich abliefern zu können.
    Um es knapp zu sagen: Jarne hatte keinen Bock auf so viel Mühe. Er ist ein Mörder und niemand wird ihm Vorwürfe machen, wenn sein Entführungsopfer vorzeitig stirbt. Er hat nicht stundenlang abgewägt, ob Rouven es nicht vielleicht, mit ausreichend Hilfe und Pause und ganz viel Wasser und göttlicher Fügung und passendem Wetter schaffen könnte. Für ihn sah es so aus, als würde es nicht klappen. Fertig. Als ihm dann die Idee kam, sich an dem hübschen Jungen noch schnell zu bedienen, war der Fall sowieso erledigt. Er wusste, dass Iyen ihm Ärger machen würde, weil der extrem pflichtbewusst ist, darum hat er ihn weggeschickt.

    Die Antwort auf die Frage, wozu die anschließende Folter gut gewesen sein soll, ist leider unbefriedigend: Jarne und Bero hatten Lust dazu. Es sind Menschen, und Menschen handeln nicht immer logisch. Diese beiden hatten Gelegenheit bekommen, sich mal so richtig austoben zu dürfen. Oshanta müssen sich sonst bei jedem Atemzug beherrschen und kontrollieren, jetzt durften sie mal ohne Konsequenzen tun, was immer ihnen einfällt. Real gesehen waren sie viel zu vorsichtig. Gerade Bero hätte noch viel grausamer und hemmungsloser zuschlagen müssen. Da ich Rouven noch lebend brauchte, bin ich davon ausgegangen, dass Bero und Jarne sich gegenseitig „gehemmt“ haben. Sie wollten sich vor dem jeweils anderen nicht vollends gehen lassen.

    In einem Roman sollte jede Handlung eine Bedeutung haben, die zu der Geschichte beiträgt.
    Ja, es hätte „gereicht“, Rouven „nur“ vergewaltigen zu lassen, um ihn passend zu traumatisieren.
    Aber zum einen musste ich der Natur eines Oshanta Rechnung tragen, zum anderen fand ich es wichtig, dass Rouven auch körperlich sichtbare Narben davonträgt.

    Es steht jedem frei, diese Szene trotzdem für falsch oder nicht überzeugend zu halten, aber glaubt mir, ich habe mein Bestes gegeben. 🙂

  3. N. sagt:

    Wenn sich alle Autoren soviel Gedanken um jedes Detail machen würden, gäbe es mehr gute Bücher da draußen. 🙂

  4. blackcat sagt:

    Hallo Sandra
    Habe gerade wieder Nayidenmond gelesen,zum2 mal.
    Kommt selten vor dass ich Bücher 2 mal lese da ich sehr viele Bücher habe.
    Beim jetzigen Lesen muß ich sagen dass es mir viel besser gefällt als beim ersten mal.
    weiß der Kuckuck warum.
    Ich finde du wirst von Buch zu Buch besser und ich hoffe ich darf noch viel von Dir lesen.
    Hab die Leseprobe gelesen und werde doch hoffentlich bald die Geschichte lesen
    Liebe Grüße

  5. J. sagt:

    Hallo Sandra,

    habe vor kurzem dein buch gelesen und finde es echt supper ! Nun ist eine Frage offen Kommt ein zweiter teil ? Oder ist damit ende ?

  6. Sandra sagt:

    Hallo J.,

    ich würde niemals nie sagen, wenn mich plötzlich DER Plot anspringt, würde ich auch einen 2. Teil schreiben. Nach heutigem Stand gehe ich davon aus, dass es bei diesem einen hier bleiben wird. 🙂

    Uups, blackcat, den Kommentar hatte ich ganz übersehen. Ich freue mich jedenfalls, dass du das Buch so sehr mochtest, dass du es auch 2 Mal gelesen hast. 🙂

    LG,
    Sandra

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